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Infektion und Mikrobiom – Bedeutung für die Zahnmedizin
Teil der MitarbeiterInnen-Fortbildung 2024
Infektionen spielen in der Zahnmedizin eine wichtige Rolle, einerseits als Ursache von gesundheitlichen Problemen im Mundbereich, auf der anderen Seite aber auch als Quelle für Infektionen an anderen Stellen im menschlichen Körper. Besonders relevant ist das für „infektionsgefährdete Patienten“, die man kennen bzw. erkennen sollte. Wer ist infektionsgefährdet? Die Mehrzahl aller Patienten ist die Antwort, denn Übergewicht und Adipositas erhöhen das Infektionsrisiko und mittlerweile ist mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung übergewichtig und 20% adipös (BMI ≥ 30 kg/m2). Aber auch das Gegenteil – Untergewicht – ist ungünstig. Hinzu kommen unvermeidbare Risiken wie zunehmendes Lebensalter und (biologisches) Geschlecht, Männer sind anfälliger für Infektionen und schwere Verläufe. Auch ein niedriger Sozialstatus sowie Missbrauch von Alkohol, Nikotin und Drogen schwächen die Abwehrlage. Hinzu kommen Patienten mit Erkrankungen oder medikamentöser Beeinflussung (z.B. Cortison) des Immunsystems sowie fortgeschrittene Erkrankungen lebenswichtiger Organsysteme wie beispielsweise Lunge, Leber und Nieren. Was ist zu tun bei Infektionsgefährdung? Der erste Schritt ist immer die Erkennung einer besonderen Infektionsgefährdung. Hier hilft eine sorgfältige Anamnese. Auch ein strukturierter Fragebogen kann hilfreich sein. Die Arbeit im Mund sollte mit größter Sorgfalt und Präzision unter Beachtung hygienischer Grundregeln erfolgen. In Einzelfällen (z.B. künstliche Herzklappe) kann auch eine AntibiotikaProphylaxe angezeigt sein. Im Allgemeinen haben diese Patienten einen entsprechenden Ausweis mit einer konkreten Prophylaxe-Empfehlung. Zu berücksichtigen ist auch die Art der dentalen Prozedur. Welche Rolle spielt das Mikrobiom? Unter dem Mikrobiom versteht man eine Ansammlung von Zellen, die mit dem Wirt zusammenarbeiten, die Gesundheit schützen und manchmal Krankheiten auslösen können – sozusagen also ein „zusätzliches Organ“ mit Schutzfunktion an der Grenze zwischen Außen und Innenwelt. Mikrobiom gibt es überall, so auch in der Mundhöhle (=orales Mikrobiom, früher: Mundflora). Viele Faktoren können das orale Mikrobiom stören bzw. zerstören. Diese gilt es zu vermeiden. Wie erhält man ein optimales Mikrobiom? Das Mikrobiom wird schon im Mutterleib vor der Geburt von der Lebensweise der Mutter beeinflusst und ist um so optimaler, je diverser es angelegt wird. Wir können es täglich modifizieren durch gesunde Ernährung, Vermeidung bestimmter Erkrankungen, die eine medikamentöse Behandlung nach sich ziehen, und bestimmter Lifestyle Maßnahmen.
Der Programmpunkt findet am Freitag, 15. November 2024 von 15:10 Uhr bis 18:00 Uhr in der Bismarckhalle, Siegen-Weidenau statt.
Dr. med. Gisela Labenz, Siegen
- geb. in Bochum
- Studium der Humanmedizin in Brüssel und Mainz
- Fachärztin für Innere – und Allgemeinmedizin, Ernährungsmedizin und Prävention
- Über 30 Jahre niedergelassene Ärztin , tätig in der hausärztlichen Versorgung
- Seit 2011 zusätzlich Spezialpraxis für Prävention und Ernährungsmedizin im Medizinischen Zentrum am Siegerlandflughafen
- seit 2014 Mitgründerin des sektorenübergreifenden Reflux – Zentrums Siegerland
- Tätigkeit im Gesundheitsmanagement, zusammen mit der Diakonie Südwestfalen, für große Firmen überregional
- Seit 2014 Vorlesungsbeauftragte der Universität Siegen, Fachbereich Biologie
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