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Die forcierte Extrusionstherapie
Massiv forcierte Extrusion zum Erhalt „eigentlich“ nicht mehr erhaltungswürdiger Wurzeln…
Die forcierte Extrusion hat zum einen die Indikation, "eigentlich" nicht mehr erhaltungswürdige, tief frakturierte respektive kariöse Zähne unter Berücksichtigung der biologischen Breite langfristig zu erhalten und zum anderen lässt sich präimplantologisch Alveolarknochen regenerieren. Zusätzlich lässt sich durch die Replantation einer Wurzelscheibe des extrahierten Zahnes sowohl die bukkale Knochenwand, als auch das umliegende Weichgewebe, einschließlich der ästhetisch hoch relevanten Papillen langfristig stützen.
Forcierte Extrusion
Die langsame Extrusion mit geringen Kräften (10 - 30 cN) um umliegendes Gewebe mit zu extrudieren wird in der KFO routinemäßig genauso angewandt, wie die mittlere Extrusion mit Werten von 100 - 200 cN (verbunden mit einer Fibrotomie) zur reinen Extrusion z.B. nach tiefen Frakturen.
Bei der forcierten Extrusion mit bis zu 1000 cN wird der betreffende Zahn zumeist mit einem Gummiösenband (Fa. Ormco) mit deutlich höheren Kräften vertikal aus der Alveole heraus bewegt. Dabei dient die natürliche Zahnwurzel als induzierender Faktor für die Reossifikation der apikalen Extrusionshöhle. Nach entsprechender Retentionsphase z.B. durch adhäsive Fixierung an die Nachbarzähne, kann die kompromittierte Zahnwurzel langfristig neu versorgt werden.
In jedem Fall ist diese Therapie einer chirurgischen Kronenverlängerung sowohl bzgl. der Hebelverhältnisse Wurzel/Krone, als auch bzgl. der Erhalts bzw. Verstärkung des peripheren Weichgewebes, einschließlich der Papillen deutlich überlegen.
Replantation einer Wurzelscheibe
Da selbst bei ursprünglich klarer Indikation für eine Extraktion mittlerweile stets eine Extrusion vorgeschaltet wird, hat dies zur Folge, dass gelegentlich schon als völlig aussichtslos geltende Zähne erhalten werden konnten. Ist die Extraktion jedoch unumgänglich wird direkt unterhalt des Zahnhalses eine etwas 2,5-3mm dicke Wurzelscheibe abgetrennt und exakt an ihre ursprüngliche Stelle replantiert. Auf diese Weise wird wiederrum das umliegende Weichgewebe "wie gewohnt" protektiv gestützt und zusätzlich die Alveole, einschließlich der bukkalen Knochenwand offen gehalten. Da über den Stimulus der Dentinscheibe osteoinduktive Mechanismen zur Knochenneubildung angeregt werden (was keine künstliche Membran oder Knochenersatzmaterial leisten kann), knöchert die Alveole in wenigen Wochen vollständig aus.
Kasuistiken
Im Vortrag werden u.a. eigentlich völlig aussichtslose Fälle mit massiver Pus-und Fistelbildung, bis zu 80%iger Osteolyse und Lockerungs- und Furkationsgrad III gezeigt, die mittels forcierter Extrusion langfristig prothetisch neu versorgt werden konnten. Bei wirklich aussichtslosen Fälle -diese Diagnose verschiebt sich immer mehr zu Gunsten des Zahnerhalts - wird gezeigt gezeigt werden, wie mittels einer replantierten Wurzelscheibe der bukkale Knochen voll erhalten bzw. in einigen Kasuistiken sogar offensichtlich neuer Knochen generiert worden ist.
Beeindruckend an dieser Methode ist besonders die Tatsache, dass erstens nonoperativ und zweitens komplett ohne Fremdmaterialien erfolgreich therapiert wird. In der Tat ein grundsätzlich neuer biologischer vielversprechender Therapieansatz.
Die Veranstaltung findet am Dienstag, 12. Juni 2018 um 19:00 Uhr im Hörsaal Diakonie-Klinikum Jung-Stilling statt.
Dr. Gernot Mörig, Düsseldorf

Nach Abschluss der Zahntechnikerlehre Beginn des Studiums der Medizin und Zahnmedizin 1979 in Göttingen. Im Jahr 1985 erfolgten die Approbation und im gleichen Jahr wurde die Promotion abgeschlossen.
Nach vierjähriger Assistenztätigkeit in der Privatpraxis von Prof. Dr. J.-P. Engelhardt erfolgte 1989 die Niederlassung in Düsseldorf, wenige Monate später Umwandlung in eine reine Privatpraxis.
- Seit 2001 Leiter des ganzheitlichen Praxiskonzeptes ‚ZahnGesundheit- Oberkassel’ mit vier verschiedenen Spezialisten im Team
- Von 2001 bis 2004 Vorstandsmitglied der ‚Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Zahnheilkunde DGÄZ’ und Leiter der Zertifizierungskommission zum ‚Spezialisten für Ästhetik und Funktion in der Zahnmedizin’
- Von 1996 bis 2005 Mentor der ‚Studiengruppe für ästhetische Zahnheilkunde’ am Karl-Häupl-Institut, Düsseldorf
- Seit 2001 : Spezialist für Ästhetik und Funktion in der Zahnmedizin (DGÄZ)
- Seit 2004 : Spezialist für Implantologie (EDA)
- Seit 2008 : Lehrbeauftragter der Universität Düsseldorf
Leiter und Referent diverser Fortbildungsveranstaltungen; unzählige Live-Demos im In- und Ausland; Autor verschiedener Fachartikel über Ästhetik, Funktion und Forcierte Extrusionstechnik.
Fachliteratur kann unter: www.za-go.de abgerufen werden.
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